MARTIN LUTHER

Martin Luther (* 10. November 1483 in Eisleben; ursprünglicher Nachname Luder; † 18. Februar 1546 Eisleben) war der theologische Urheber und Lehrer der Reformation. Als zu den Augustinermönchen gehörender Theologieprofessor wollte er Fehlentwicklungen in der Katholischen Kirche durch ausschließliche Orientierung an Jesus Christus als dem fleischgewordenen Wort Gottes beseitigen. Seine Neuentdeckung der Gnade Gottes, seine Predigten und Schriften – besonders seine Lutherbibel – entfalteten breite Wirkung. Sie wurden von den Fürstentümern des 16. Jahrhunderts dazu genutzt, die Zentralmächte von Papst und Kaiser zurückzudrängen und veränderten das mittelalterliche Gesellschaftsgefüge nachhaltig. Unter ihrem Einfluss kam es entgegen Luthers Absichten zu einer Kirchenspaltung, Bildung der Evangelisch-Lutherischen Kirche und weiterer Konfessionen des Protestantismus.

cccf78572c548dd5ced9ea44f04e087f_lrose70

9789cd57538e6928c9699094c166170d_luther600

Kurzbiographie

1483 10. November: Geburt Martin Luthers in Eisleben 11. November (Martinstag): Taufe auf den Namen des Tagesheiligen
1484 Übersiedlung der Familie Luther nach Mansfeld
1488-1496 Schulbesuch in Mansfeld
1497 Besuch der Domschule in Magdeburg
1498-1501 Besuch der Georgenschule in Eisenach
1501-1505 Philosophisches Grundstudium an der Universität Erfurt, Abschluß mit der Promotion zum Magister artium
1505 Beginn des Jurastudiums an der Erfurter Universität; 2. Juli: Gewittererlebnis bei Stotternheim, Gelöbnis, ein Mönch zu werden; 17. Juli: Eintritt in das Kloster der Augustineremeriten in Erfurt
1507 Priesterweihe im Erfurter Dom; Feier der Primiz (erste Messe) im Augustinerkloster; Beginn des Theologiestudiums
1508 Versetzung in das Wittenberger Augustinerkloster, Fortsetzung des Theologiestudiums, Lehrbeauftragung für Philosophie an der Universität
1509 Rückkehr in das Erfurter Augustinerkloster
1510-1511 Romreise im Auftrag des Augustinerordens
1512 Promotion zum Doktor der Theologie, Übernahme der Bibelprofessur an der Universität Wittenberg als Nachfolger des Johann von Staupitz
1514(?) Berufung zum Prediger an der Stadtkirche neben seiner Professur
1515-1518 Distriktsvikar (Aufseher) über mehrere Augustinerklöster

Martin Luther

1517 31. Oktober: 95 Thesen über den Ablaß, Anschlag an der Schloßkirchentür 
1518 Heidelberger Disputation Verhör durch Kardinal Cajetan in Augsburg
1519 Leipziger Disputation
1520 Drei reformatorische Hauptschriften; Bannandrohungsbulle des Papstes gegen Luther und Verbrennung dieser und des Kirchenrechts vor dem Elstertor
1521 Bannbulle; Reichstag zu Worms: Weigerung Luthers seine Schriften zu widerrufen, Wormser Edikt: Ächtung Luthers
1521-1522 Schutzhaft auf der Wartburg, Übersetzung des Neuen Testaments
1522 Rückkehr nach Wittenberg, Invokavitpredigten
1524-1525 Bauernkrieg
1525 Heirat mit Katharina von Bora
1526 Erster Reichstag in Speyer, Stillhalteabkommen bis zum nächsten Konzil
ab 1526 Visitationen: Neuordnung des Kirchenwesens
1529 Zweiter Reichstag in Speyer: Protestation der Evangelischen gegen die Aufhebung des Stillhalteabkommens von 1526, seitdem werden sie Protestanten genannt; Kleiner und Großer Katechismus 1530 Reichstag in Augsburg: Augsburger Bekenntnis
1534 Erste Gesamtausgabe der Bibelübersetzung Luthers
1535-1546 Dekan der theologischen Fakultät
1546 15. Februar: Luthers letzte Predigt in Eisleben 18. Februar: Tod in Eisleben 22. Februar: Beisetzung in der Wittenberger Schloßkirche

eisenach.luther06

Mit Recht hat Eisenach, genau wie Eisleben, Wittenberg und Erfurt Anspruch, „Lutherstadt“ genannt zu werden. Wurden doch hier die Grundlagen für sein späteres Werk und Leben gelegt, von dem kein Geringerer als Goethe sagen konnte: „Die Deutschen sind ein Volk erst durch Luther geworden“. In Möhra, unweit der Wartburgstadt, finden wir Luthers Wurzeln in Gestalt einfacher Bauern. Stolz bekennt sich der Reformator zu seiner Herkunft: „Ich bin eines Bauern Sohn, mein Vater, mein Großvater, mein Urgroßvater sind rechte Bauern gewesen“. Die Schulzucht und die Erziehung im Elternhaus waren äußerst streng, besonders seitens des Vaters. „Um einer geringen Nuss willen wurde ich gestäupt, dass das Blut floss“, so Martin in seinen Erinnerungen. 1998 ist es soweit. Luther besucht die Lateinschule zu Eisenach, die einen sehr guten Ruf genoss. Daneben waren es auch familiäre Gründe, denn Verwandte seiner Mutter, einer geborenen Lindemann, lebten hier. Leider waren diese nicht in der Lage, Martin zu unterstützen. So musste er eine der Kammern beziehen, die in der Schule für arme Schüler bereit standen. Er wurde Singeschüler und zog mit der Kurrende durch die Stadt und verdiente dadurch milde Gaben. Die Lateinschule St. Georgen bildete ihre Zöglinge sehr gut aus, so dass sie die Universität beziehen konnten.Luther lernte hier die Feinheiten der lateinischen Sprache, übte sich im Reden, machte lateinische Verse und legte eifrig den Grund für seine spätere Tätigkeit als rede- und schriftgewandter Prediger und Übersetzer.

Die Schule gefiel ihm. „Nicht mit dem türkischen Kaiser wollte ich tauschen, wenn ich dafür das im Unterricht in Eisenach Gewonnene entbehren soll“, war sein Resümee. Das wird den Rektor Trebonius sehr erfreut haben. Luthers Musikalität führte zu einer Wende in seinen persönlichen Verhältnissen. Im Kirchenchor und in der Kurrende fiel seine wohlklingende Stimme auf und veranlasste die Patrizierfamilie Schalbe, sich seiner anzunehmen. Dort erhielt er einen Freitisch und beaufsichtigte den kleinen Sohn bei den Schularbeiten. Ursula Cotta, eine geborene Schalbe, nahm Martin in ihr Haus auf, richtete ihm zwei behagliche Stübchen ein und sorgte für die nötige Nestwärme. Bis zum Weggang aus Eisenach hat Martin dort gewohnt und erfreute sich wärmender Fürsorge. Vielfältige Anregungen und die herzliche Aufnahme, die Luther bei den neuen Freunden und Gönnern fand, haben dazu beigetragen, dass er sich in Eisenach äußerst wohl fühlte. Als perfekter Lateiner, hochgebildet und gereift, verließ er im April 1501 Eisenach, um an der Universität Erfurt das von seinem Vater bestimmte Jura-Studium aufzunehmen.

An seine Eisenacher Zeit dachte er sein Leben lang gern zurück. Unter all den vielen Städten, in denen Martin Luther weilte, hat er nur Eisenach die ehrenvolle Bezeichnung „Meine liebe Stadt“ verliehen. Daran denken wir, wenn wir unseren Martin feiern, Wartburg, Lutherhaus oder sein Denkmal besuchen.